Wenn das Blau zu schön ist

In Presse by Tanja

Wenn das Blau zu schön ist

Augsburger Allgemeine | 16. März 2017 | Foto & Text Ingeborg Anderson
Vier Mitglieder des Kunstvereins Bobingen zeigen ihre Arbeiten im Unteren Schlösschen und vermeiden dabei eine Farbe grundsätzlich.


Mit einer besonderen Performance überraschten Anneliese Hirschvogl, Tanja Leodolter, Christina Weber und Rainer Kaiser die sehr zahlreichen Besucher bei ihrer Vernissage in der Galerie des Kunstvereins Bobingen.

In Form eines Fragespiels erzählten sie, mit welchen gedanklichen Ansätzen sie das vorgegebene Thema „offen / dicht“ künstlerisch umsetzten. Und welcher künstlerischen Kniffe und Techniken sie sich bei der Umsetzung bedienten.

Ein Bauhauslehrer als Vorbild

Anneliese Hirschvogl etwa, die ihre Holzschnitte auf Japanpapier druckt. Ihre Farbpalette sind Gelb-, Orange- und Ockertöne, ihre Formensprache wirkt luftig, beinahe schwerelos. Rainer Kaiser zeichnet und malt bevorzugt auf transparentem Papier. Er bearbeitet es beidseitig, und Rot, Brauntöne und schwarze Linien sind sein Markenzeichen. Bei Christina Webers Keramiken dominieren erdige Töne. Sie erschuf seltsame Wesen – Maden? Insektenlarven mit vielen Händen. Mutante Wesen, die sich auch auf ihren Tuschezeichnungen, die sie auf Glas aufzog, tummeln. Und Tanja Leodolter hat neben großformatigen abstrakten Bildern, in denen sich Linien dynamisch bewegen, sich verdichten und öffnen, eine Ahnenreihe „Geschichte in mir“ collagiert. „Ich bin dabei von der Farbtheorie des Bauhauslehrers Johannes Itten ausgegangen“, berichtet sie während der Performance. „Ihm zufolge hat jeder Mensch seinen eigenen Farbklang. Und ich habe mich mit dem Leben meiner Vorfahren beschäftigt und versucht, für jeden den ihm eigenen Farbklang zu finden.“

Was ist mit dem Blau?

Dadurch angeregt, kam aus dem Publikum die Frage, warum in der Ausstellung eigentlich kein Blau zu finden sei. „Blau ist mir zu schön“, antwortete Rainer Kaiser schmunzelnd. Und „Blau mag mich nicht“ lautete die Begründung von Anneliese Hirschvogl. Christina Weber verriet den Besuchern, wie die vielen Hände ihrer Mutanten zu deuten sind: „Festalten, verbinden und loslassen; aber auch Gier.“ Schließlich sprach Rainer Kaiser noch an, was die Werke in dieser sehr sehenswerten Schau sind: „ Gemeinsam ist den Arbeiten wohl das Transparente und die Schichtung“, erklärte er.

Die Ausstellung ist bis zum 9. April im Unteren Schlösschen, Römerstraße 73, zu sehen. Öffnungszeiten sind Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.